TECH.LAND: Aus Grenzen Verbindungen machen

Auch wenn Deutschland und die Niederlande durch eine Landesgrenze getrennt sind, so sind die Herausforderungen, die die Wirtschaft auf beiden Seiten bewältigen muss, doch dieselben. Themen wie Fachkräftemangel, Automatisierung oder Energiewende beschäftigen deutsche und niederländische Unternehmen zurzeit besonders. Dass solche Aufgaben gemeinsam besser zu lösen sind und dabei sogar unentdeckte Potenziale gehoben werden können, ist zentraler Ansatz der Initiative TECH.LAND. Das Programm, das im vergangenen Jahr gestartet ist, bildet den Rahmen für ein einzigartiges transnationales Technologie-Ökosystem in der Euregio und in Europa.

Präsentierten TECH.LAND beim grenzüberschreitenden NRW.innovativ-Summit in Münster (von links): Hans Brouwers (TECH.LAND), Geschäftsbereichsleiter Sebastian van Deel (IHK Nord Westfalen), NRW-Wirtschaftsstaatssekretärin Silke Krebs, IHK-Vizepräsidentin Melanie Baum und Dr. Nils Dülfer (NRW.innovativ).
TECH.LAND MAP

Das TECH.LAND-Programm baut auf dem deutsch-niederländischen Innovations- und Technologiepakt auf, der 2021 beschlossen wurde, um wichtige Zukunftsfelder gemeinsam anzugehen. Das Programmgebiet umfasst die Ostniederlande (Provinz Gelderland und Provinz Overijssel), Nord-Westfalen (Münsterland und Emscher-Lippe) und andere Teile der Euregio in Niedersachsen – mit insgesamt rund 4,9 Millionen Einwohnern und mehr als 480.000 Unternehmen. „Diese Region ist von krisenerprobten und innovativen Familienunternehmen, Hidden Champions, starken Energie- und Chemieunternehmen sowie einer vielfältigen Hochschullandschaft geprägt – dahinter steckt eine Menge Potenzial, das wir sichtbar machen wollen“, umreißt Programmmanager Hans Brouwers.  
Ziel ist es, für dieses Gebiet die zentralen Herausforderungen der Wirtschaft anzugehen, nationale und internationale Fachkräfte auf den prosperierenden Standort aufmerksam zu machen und so die Wettbewerbsfähigkeit der Region mit ihren Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen zu steigern. Insbesondere Unternehmen sollen mithilfe von TECH.LAND leichteren Zugang zu Fördermitteln, Fachkräften, innovativen Netzwerken und Start-ups bekommen. TECH.LAND soll als international attraktiver Technologie-Standort sichtbar werden, auch um künftig leichter Fördergelder für die Region zu akquirieren und Investitionen anzuregen. „Die deutsch-niederländische Grenze wollen wir dabei in eine Verbindung umwandeln – zwischen beiden Ländern, aber auch interdisziplinär zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichem Sektor. So können wir unsere Stärken gemeinsam noch effektiver ausspielen, Schwächen ausgleichen und letztendlich zu besseren Lösungen kommen“, betont Brouwers. Während das Münsterland beispielsweise in der Batterieforschung mit der erst im vergangenen Jahr eröffneten Fraunhofer-Einrichtung „Forschungsfertigung Batteriezelle“ stark aufgestellt ist, punktet die Region Twente etwa in der Medizintechnik und in der Chip-Technik. Die Regionen Gelderland und Emscher-Lippe ergänzen sich durch ihre starke Entwicklung im Bereich Wasserstoff.

Vier Schwerpunkte
In den kommenden zwei Jahren soll mit TECH.LAND ein Programmplan umgesetzt werden. In der Praxis soll das in vier Schwerpunkten erfolgen: Energie (Batterie und Wasserstoff), Kreislaufwirtschaft, Gesundheit und Medizintechnik sowie fortgeschrittene Fertigung und Robotik. „Gemeinsam wollen wir Technologie- und Innovationspotenziale in diesen Feldern heben – und das ganz pragmatisch“, kündigt Brouwers an. Hinter dem „Wir“ stehen das Twente Board, Oost NL und die IHK Nord Westfalen als Programm-Initiatoren, eng verbunden mit einem starken Partnernetzwerk aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichen Einrichtungen – darunter beispielsweise die Kreis-Wirtschaftsförderungen, der Münsterland e.V., die EUREGIO sowie die Fachhochschule Münster, die Saxion Hogeschool, die Universität Münster, die Universität Twente, das World Trade Center Twente (WTC Twente) und die Westfälische Hochschule.
Für alle vier Schwerpunktbereiche haben sich Cluster gebildet, die sich einmal im Monat zum Austausch und Wissenstransfer treffen, wie etwa zuletzt im Universitätsklinikum Münster. Zu dem deutsch-niederländischen Businesstreffen waren Akteure aus der Gesundheitsbranche und Medizintechnik – darunter auch zahlreiche Start-ups – eingeladen, um über Prävention mit Ziel, mithilfe von Technologie smart und gesund alt zu werden, zu sprechen.  
Gemeinsam wollen die Akteure nun neue Projektideen entwickeln und umsetzen. „Wir sind aktuell zum Beispiel dabei, den Förderantrag für ein grenzübergreifendes Wasserstoffprojekt vorzubereiten. Auch die Themen Cybersicherheit und Robotik wollen wir 2025 verstärkt in den Fokus rücken“, blickt Brouwers voraus. 


Text Anja Wittenberg  /  Fotografie Witte/IHK Nord Westfalen  /  Grafik TECH.LAND