2016 ist das Internationale Netzwerkbüro in Bocholt gestartet. Wie ist die Idee für die Einrichtung entstanden?
Simon Koller: Gewachsen ist die Idee ursprünglich im Business Club Niederrhein in Kleve, in dem sich Unternehmerinnen und Unternehmer regelmäßig zum Austausch treffen. Eine vergleichbare Plattform gab es damals im Münsterland und im Achterhoek nicht. Dabei sind beide Regionen ähnlich geprägt: ländlich, viele Klein- und Mittelstädte, vielseitiger Branchenmix mit einer dominierenden Fertigungsindustrie und Landwirtschaft. Dadurch ergeben sich Synergien auf beiden Seiten der Grenze. Um diese zu nutzen, entstand die Idee, ein Netzwerk aufzubauen, das die Regionen Achterhoek und Münsterland zusammenbringt.
Myriam Bergervoert: Wir hatten den Eindruck, dass diese Chancen einfach noch nicht gut genug genutzt werden. Vor allem kleinen und mittleren Unternehmen fehlen oft die Kapazitäten und das Know-how, sich abseits des Alltagsgeschäfts mit dem Schritt über die Grenze zu beschäftigen. Mit unserem Netzwerkbüro wollen wir ihnen helfen.
Wie gehen Sie das in der Praxis an?
Alexandra Arens: Mit verschiedenen Veranstaltungsformaten, Seminaren und individuellen, kostenlosen Beratungsangeboten beidseits der Grenze. Dabei setzen wir ganz bewusst niederschwellig
an: Mit regelmäßigen Unternehmerfrühstücken und Seminaren verbinden wir zum Beispiel die beiden Bausteine Lernen und Netzwerken. Neben zweisprachigen Expertenvorträgen etwa zu Steuer- und Rechtsthemen, Best Practice-Beispielen, aktuellen Technologien wie dem 3D-Druck oder zur Fachkräftesuche bekommen die Teilnehmenden aus beiden Ländern die Chance, unkompliziert und locker bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch zu kommen.
Simon Böing-Messing: Darüber hinaus übernehme ich als zweisprachiger „Matchmaker“ die individuelle Beratung und Begleitung der Unternehmen bei den ersten Schritten über die Grenze. Ich stelle den Erstkontakt her und begleite bei Bedarf die weiteren Gespräche.
Wie wird das Internationale Netzwerkbüro bislang angenommen?
Arens: Sehr gut! Seit Projektbeginn haben wir rund 1.400 Unternehmerinnen und Unternehmer erreicht und zusammengebracht. Durch die vermittelten Kooperationen sind zahlreiche neue Arbeitsplätze in der Grenzregion entstanden.
Koller: Gut angekommen ist zum Beispiel das 3D-Druck-Cluster. In diesem Netzwerk haben wir deutsche und niederländische Unternehmen aus dem Bereich Metallverarbeitung und Technologie zusammengebracht, die nun gemeinsam planen, unter dem Dach der Westfälischen Hochschule zu forschen. Die Niederländer sind im 3D-Druck bereits sehr stark unterwegs, dafür verfügen die deutschen Teilnehmer über viel Know-how in der Metallverarbeitung. Durch das Cluster kombinieren wir die Erfahrungen der deutschen und niederländischen Unternehmen miteinander.
Welche Themen wollen Sie in den kommenden Monaten besonders in den Fokus rücken?
Bergervoet: Aufgrund des Fachkräftemangels rückt die Arbeitskräftevermittlung stärker in den Fokus. Neben Sprachkursen, die wir über die Grenzhoppers Business School organisieren, geht es auch um steuerliche und arbeitsrechtliche Besonderheiten, die bei einem Arbeitsverhältnis im Nachbarland beachtet werden müssen. Aber auch das Thema Nachhaltigkeit wollen wir stärker bespielen.