Arbeiten in zwei Ländern: (zu) kompliziert?

Die Corona-Pandemie hat die Welt dauerhaft verändert. So haben zum Beispiel viele die Vorteile der Heimarbeit erkannt. Wir gehen nicht mehr jeden Tag so oft ins Büro wie früher. Das führt zu Kosteneinsparungen und manchmal auch zu mehr Freude am Job. Was aber, wenn man in Deutschland arbeitet und in den Niederlanden wohnt oder umgekehrt? Wo zahlen Sie dann Steuern und bauen Ihre Rente auf? EURES-Berater Herman Lammers bekommt jeden Tag Fragen wie diese, sowohl von Arbeitnehmern als auch von Arbeitgebern. Er erläutert sie hier.

Portraitbild, EURES-Berater Herman Lammers

Fotografie UWV

Lammers beschreibt die Situation: „In der Praxis erweist sich die Grenze auf dem Arbeitsmarkt immer noch als eine Herausforderung. Wenn ein Deutscher für einen niederländischen Arbeitgeber arbeitet und dies teilweise von zu Hause aus tut, dann arbeitet er in zwei Ländern. Nach der kürzlich geänderten europäischen Verordnung muss geprüft werden, ob dieser Arbeitnehmer unter das niederländische oder das deutsche Sozialrecht fällt. Der Arbeitnehmer ist auch in beiden Ländern steuerpflichtig. Diese Steuer wird dann im Verhältnis zu den geleisteten Arbeitsstunden erhoben.‘‘

Soziale Sicherheit
Lammers zufolge muss bei den Bestimmungen zur Sozialversicherung unterschieden werden, ob der Arbeitnehmerin zwei Ländern arbeitet oder ob er von zu Hause aus arbeitet und nur Telearbeit für den ausländischen Arbeitgeber leistet. „Wenn jemand von zu Hause aus arbeitet und nur digitale Arbeit verrichtet, dann kann dieser Arbeitnehmer bis zu 50 Prozent von zu Hause aus arbeiten, aber die Sozialversicherung verbleibt im Land der Arbeit. Diese Grenze ist glücklicherweise gerade auf diese fünfzig Prozent erhöht worden. Wenn der Arbeitnehmer auch andere Arbeiten ausführt oder manchmal in einem Drittland arbeitet, dann gilt die Hauptregel aus der europäischen Verordnung. Diese besagt, dass die Person bis zu 25 % in ihrem Wohnsitzland arbeiten kann. Wenn der Arbeitnehmer in diesen Fällen 25 % oder mehr oder 50 % oder mehr im Wohnsitzland arbeitet, geht die Sozialversicherung auf das Wohnsitzland über. Der Arbeitgeber muss dann die Sozialversicherungsbeiträge in diesem anderen Land entrichten.‘‘

Vielfältig und inklusiv
Xander de Weerd geht im Namen von UWV und EURES auf die Vorteile der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ein: ‚‚Das berührt auch direkt das Thema Diversität und Integration. Das bedeutet, dass wir für jeden EU-Bürger, der arbeiten möchte, zugänglich sind. Wir tun viel für die grenzüberschreitende Vermittlung. Für die Unternehmen ergeben sich viele Vorteile. Wenn Sie als deutsches Unternehmen einen niederländischen Kunden haben, kann es hilfreich sein, wenn Ihr niederländischer Mitarbeiter den Kontakt aufrechterhält. Außerdem sollten Unternehmen die Gesellschaft widerspiegeln, und diese Gesellschaft ist vielfältig und international. Wenn Ihr Mitarbeiterbestand dem entspricht, erhöhen Sie Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.‘‘ In der ersten Hälfte des Jahres 2024 wird EURES Online-Seminare organisieren, die das Thema Vielfalt und Integration mit dem internationalen Arbeitsmarkt verbinden.

Steuern
Und dann sind da noch die Steuern. Hier gelten noch andere Regeln, die in einem Abkommen zwischen den Niederlanden und Deutschland festgelegt sind. Lammers erklärt: „Im Gegensatz zur Sozialversicherung kann man in mehreren Ländern steuerpflichtig sein. Wenn ein Arbeitnehmer in zwei Ländern arbeitet, ist er in beiden Ländern steuerpflichtig. Wenn Sie von zu Hause aus arbeiten, sind Sie für diesen Teil Ihrer Arbeitszeit immer in Ihrem Wohnsitzland steuerpflichtig. Der Arbeitgeber muss dann beurteilen, in welchem Land sein Arbeitnehmer versichert ist. Außerdem müssen die richtigen Prämien berechnet werden. Es muss also ermittelt werden, wie viel Steuer im Arbeitsland und wie viel im Wohnsitzland zu zahlen ist.‘‘

Informationen
Es ist eine mitunter komplexe Angelegenheit, stimmt Lammers zu. „Deshalb fordern wir sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer auf, sich in solchen Situationen gut zu informieren.‘‘ Dies wird unter anderem dadurch erreicht, indem diese Informationen online leicht zugänglich gemacht werden. Die GrensInfoPunten und das GrensWerk (zentrale Anlaufstelle für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Grenzregion) spielen dabei eine wichtige Rolle. Von dort aus werden zum Beispiel Online-Seminare zu diesem Thema organisiert.