Bür­ger­meis­ter Ben­ge­voord und Stödt­ke: Grenz­hop­pers mit Leib und See­le

„Grenzhoppers“ heißt die freiwillige Partnerschaft, in dessen Rahmen Teilnehmer aus der Achterhoek und dem Westmünsterland an gemeinsamen Initiativen, Austausch und grenzüberschreitender Kooperation arbeiten. Rund sechshundert Mitarbeiter aus Gemeinden, Unternehmen und Kultureinrichtungen bündeln ihre Kräfte zu Themen wie Arbeitsmarkt, Tourismus, Mobilität und Energiewende. Die Bürgermeister Joris Bengevoord (Winterswijk) und Werner Stödtke (Südlohn) erläutern die Initiative.

Die Bürgermeister Joris Bengevoord (Winterswijk) und Werner Stödtke (Südlohn)

Fotografie Stadt Bocholt

Bengevoord selbst besucht das deutsche Grenzdorf Oeding, gleich hinter der Grenze von Winterswijk, mit einiger Regelmäßigkeit. „Wenn ich dort in den Supermarkt gehe und ein niederländischer Angestellter mich auf Niederländisch anspricht, bin ich glücklich. Dasselbe passiert, wenn ich höre, dass die Bedienungen in Winterswijk Deutsch sprechen. Warum? Weil das bedeutet, dass hier über Grenzen hinweg gearbeitet wird.“ 

Talent
Bengevoord fährt fort: „Bei den Grenzhoppers sprechen wir regelmäßig über die Lockerung von Gesetzen und Vorschriften, um auch auf der anderen Seite der Grenze arbeiten zu können. Wir lösen diese administrativen Probleme nicht allein, sondern spielen auch eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, sie beispielsweise bei den nationalen Regierungen aufzuzeigen und zu thematisieren.“ Stödtke ergänzt weiter: „Als Grenzregion haben wir eine gemeinsame Aufgabe, nämlich die Sicherung von Talenten. Wir müssen dafür sorgen, dass Fachkräfte, Studenten und Hochschulabsolventen hier bleiben und dann auf beiden Seiten der Grenze arbeiten können.“

Aus diesem Auftrag ist eine konkrete Initiative entstanden: die Grenzhoppers Business School, die 2019 gegründet wurde. Die Bildungsstätte bietet Schulungen und Seminare rund um grenzüberschreitendes Unternehmen zwischen den Niederlanden und Deutschland an. Dabei geht es auch um kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Geschäftswelt. Außerdem werden regelmäßig Arbeitsbesuche organisiert. 

„ Wir haben den Traum eines 360° Arbeitsmarktes“

Energiewende
Bürgermeister Stödtke spricht ein weiteres Thema an, das bei den Grenzhoppers zunehmend an Bedeutung gewinnt: die Energiewende. „Auch in Sachen Klimaanpassung und nachhaltige Energie stehen wir vor einer gemeinsamen Aufgabe. Das macht nicht an der Grenze halt. Wenn man die Grenze in der Achterhoek überquert, sieht man sofort die Windräder. Umgekehrt sehen die Deutschen viele Sonnenkollektoren. Wie können wir diese Netze miteinander verknüpfen? Wie können wir an den Energieerträgen der anderen teilhaben? Wir schrecken auch nicht vor einem komplexen und langfristigen Thema wie der nachhaltigen Energie zurück. Eine der Herausforderungen besteht darin, die Einwohner in die Entscheidungen und Ambitionen einzubeziehen, vor allem auf beiden Seiten der Grenze. Die Herangehensweisen und Beteilligungsformen sind immer noch sehr unterschiedlich und sollten harmonisiert werden.“

Kreis
Alles in allem haben sich die wenigen Jahre, in denen Grenzhoppers nun schon tätig ist, nach Ansicht der beiden Bürgermeister durchaus gelohnt. Bengevoord: „Die Unternehmer und auch die politischen Ebenen, wie zum Beispiel die Bürgermeister der Kommunen, wissen viel besser, wie sie zueinander finden.“ Der Dialog besteht, und es werden gemeinsam konkrete Lösungen entwickelt. Gleichzeitig leben wir in dieser Region geografisch gesehen noch zu oft in einem Halbkreis zur jeweiligen Landesgrenze. Wir haben den Traum und den Ehrgeiz, daraus gemeinsam einen vollständigen Kreis zu machen.“ 

Netzwerkbüro 
Eine Initiative, die auf viel Unterstützung durch das Grenzhoppers-Netzwerk zählen kann, ist das Internationale Netzwerkbüro. In der Achterhoek und im Kreis Borken ist dieses Büro die Anlaufstelle für deutsche und niederländische Unternehmer. Das Internationale Netzwerkbüro wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen. Seine Einrichtung war damals eine Reaktion auf den wachsenden Unterstützungsbedarf von Unternehmern auf beiden Seiten der Grenze. Sie erhalten Hilfe bei der Entwicklung und Professionalisierung ihrer Geschäftsaktivitäten im Nachbarland. Das Internationale Netzwerkbüro bietet kostenlose Beratung zu deutsch-niederländischen Themen und Unternehmensfragen