Barrieren abbauen und Mehrwerte schaffen

Unter dem Titel „INN*terregio“ wollen die RFS MediaGroup (Wirtschaft aktuell, Stadtlohn) und der INN'twente-Verlag aus den Niederlanden (Enschede) ein grenzübergreifendes Medium für die B2B-Kommunikation schaffen. Wie sie das neue Projekt angehen wollen und was sie sich davon versprechen, verraten die beiden Initiatoren Jan Bruins (INN'twente) und Johannes Schneider (RFS MediaGroup) im Interview.

Links Jan Bruins, Rechts Johannes Schneider

Herr Bruins, Herr Schneider, in den kommenden Monaten gehen Sie mit einem gemeinsamen grenzübergreifenden Projekt an den Start. Was genau ist geplant?
Jan Bruins: Wir wollen ein zweisprachiges Hochglanz-Magazin unter dem Titel INN*terregio auflegen, das sich primär an die B2B-Unternehmen, Mandatsträger und die öffentliche Hand im Grenzgebiet richtet. Wir werden Themen, Unternehmen und Einrichtungen in den in den Fokus rücken, die für die Wirtschaftstreibenden auf beiden Seiten der Grenze spannend sind. Optisch wird sich das neue Magazin an das INN'twente Modell anlehnen. Das heißt, wir werden viele Stories und Advertorials, aber kaum Imageanzeigen haben.  

Was hat Sie motiviert, diesen Weg einzuschlagen?
Johannes Schneider: Wir stellen leider immer wieder fest, dass die deutsch-niederländische Grenze zu stark im Alltag der Menschen wahrgenommen wird. Corona hat das sogar noch einmal deutlich verschärft. Einen wirklich guten Informationsaustausch über die Grenze hinweg gibt es nicht. Das gilt auch auf dem Feld der Wirtschaft. Selbst Unternehmen, die ihren Sitz räumlich sehr nah an der Grenze haben, wissen oft nicht, was ein paar Hundert Meter weiter auf der anderen Seite der Grenze passiert. Diese Barriere wollen wir abbauen und so Mehrwerte für die Unternehmen auf beiden Seiten der Grenze schaffen. Es wird zum Beispiel darum gehen, Kundenkontakte oder neue Lieferketten auf die Beine zu stellen. Auch mit Blick auf das Personalmarketing wollen wir mit INN*terregio auf Potenziale hinweisen und Türen aufstoßen. Nehmen Sie die vielen jungen Menschen, die an der Saxion in Enschede studieren: Das ist ein Potenzial, das deutsche Unternehmen aktuell noch fast gar nicht im Fokus haben. Ähnlich sieht es andersherum mit den Studierenden an der Uni Münster oder der Westfälischen Hochschule aus, die die Unternehmen in den Niederlanden nicht auf dem Schirm haben. Sie sehen, es gibt einiges zu tun.   

Jan Bruins: Und wir sind uns sicher, dass die Region insgesamt von einer engeren, grenzübergreifenden Zusammenarbeit erheblich profitieren wird. Für uns im niederländischen Grenzgebiet ist das Münsterland deutlich näher als Amsterdam. Wir vergessen das aber viel zu leicht, weil unsere Gedanken an der Grenze Halt machen.  

Wie wollen Sie diese – zum Teil sicher auch innere – Barriere abbauen?
Jan Bruins: Indem wir unsere Zielgruppen von Beginn an mit in die Planung einbeziehen. Zum Projektauftakt haben wir mehr als 100 Unternehmerinnen, Unternehmer und andere Partner aus unseren Netzwerken im Grenzgebiet eingeladen. Wir wollten die Basis für ein erstes gemeinsames Netzwerk schaffen und haben die Gelegenheit genutzt, um darüber zu diskutieren, welche Wünsche und Ansätze unsere Gäste gern in einem solchen Magazin bearbeitet sehen wollen. Damit haben wir den ersten Grundstein für ein gemeinsames Miteinander gelegt und ganz nebenbei tolle Ansätze für unsere erste Ausgabe bekommen. 

Können Sie schon einige der Themen, die Sie aufgreifen wollen, benennen?
Johannes Schneider: Klar ist, dass es Themen gibt, um die man nicht herumkommt, wenn man über grenzübergreifende Wirtschaft spricht. Dazu gehören zum Beispiel die grenzübergreifende Verkehrsinfrastruktur, grenzübergreifendes Arbeiten oder auch die grenzübergreifende Bildungsregion. Auch über Dinge, die heute schon gut laufen, wie grenzübergreifende Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten, werden wir sicher berichten. Denkbar sind aber auch Informationen aus den Themenfeldern Tourismus, Kunst und Kultur. 

Was sind für Sie nun die nächsten Schritte?
Jan Bruins: Wir werden uns auf vier bis fünf Themen verständigen, die wir für die Erstausgabe angehen wollen. Die Recherche und die zweisprachige Umsetzung erfolgt dann gemeinsam durch unsere bewährten Redaktionsteams, die für das Projekt eng zusammenarbeiten werden. Geplant ist zum Auftakt zudem ein thematisch passendes Round-Table-Interview mit zwei deutschen und zwei niederländischen Teilnehmern. Hier befinden wir uns zurzeit in Gesprächen mit den potenziellen Interview-Partnern. So viel kann ich aber schon verraten: Es wird spannend! 

Johannes Schneider: Zeitgleich werden wir auf beiden Seiten der Grenze mit der Akquise für das Projekt beginnen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Unternehmen für die Erstausgabe zu gewinnen. Nach den ersten Gesprächen, die wir dazu geführt haben, sind wir aber sehr zuversichtlich, dass uns das auch gelingen wird. Viele Unternehmen haben erkannt, dass es für sie enorme Potenziale auf der jeweils anderen Seite der Grenze gibt – und wir helfen ihnen nun dabei, die zu mobilisieren. 

Wie wollen Sie das neue Magazin künftig an die Zielgruppen bringen?
Johannes Schneider: Wir werden über die Verteiler von INN'twente und Wirtschaft aktuell in der Summe 10.000 Exemplare auf dem Postweg an Unternehmen, Mandatsträger und kommunale Einrichtungen versenden. 5.000 auf niederländischer und 5.000 auf deutscher Seite. Regional fokussieren wir uns dabei auf das Münsterland, das südwestliche Niedersachen sowie in den Niederlanden auf den Raum Enschede-Hengelo.  

Jan Bruins: Zudem entwickeln wir eine zweisprachige Website: Unter www.innterregio.eu wird man künftig ebenfalls relevante Informationen zum Thema bekommen.  

Nun sind deutsch-niederländische Kooperationen nicht alltäglich, wie wir gelernt haben. Wie ist es überhaupt zu Ihrer Zusammenarbeit gekommen? 
Johannes Schneider: Unser Haus arbeitet schon seit fast 30 Jahren eng in verschiedenen Projekten mit Jan Bruins zusammen. Die Idee für ein gemeinsames, grenzübergreifendes B2B-Magazin war aber auch abseits dieser guten Beziehung einfach naheliegend, da wir in unseren jeweiligen Ländern bereits vergleichbare Medien auflegen. Wir mit Wirtschaft aktuell und Jan mit INN'twente.

Wie wird es nach der Erstausgabe weitergehen?
Jan Bruins: Wenn die Nachfrage so gut ist, wie wir das erwarten, spricht für uns nichts dagegen, das Ganze zu institutionalisieren. Unser Wunsch wäre im ersten Schritt ein jährlicher Erscheinungsrhythmus.