Twente-Vorstand: "Twente; umarmen Sie internationale Talente."

Die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt lauert schon seit Jahren, aber jetzt wird sie immer spürbarer, auch in Twente.

Jeder muss sich damit auseinandersetzen. Sei es als Arbeitgeber, der keine Dienstpläne aufstellen kann, oder im Privatleben, wenn man sich um sein Kind kümmert. Eines ist jetzt schon klar: Wir brauchen mehr Talente. Auch aus Teichen, in denen wir bisher noch nicht gefischt haben. Linda van Asselt ist Programm-Managerin-Talent innerhalb des Twente Boards und in der Zusammenarbeit zwischen Regierung, Unternehmern und Bildungseinrichtungen in Twente. Sie spricht über diese Aufgabe: „Unsere Alarmglocken sollten viel lauter schrillen."
Ursprünglich war der Personalmangel vor allem ein Arbeitsmarktproblem, aber seit diesem Jahr hat der Mangel zu einer Störung der gesamten Gesellschaft geführt. Es gibt einen Rekordmangel. Noch nie zuvor gab es so viele offene Stellen. Dazu trägt die alternde Bevölkerung bei, aber auch die bemerkenswert schnelle wirtschaftliche Erholung nach der Coronapandemie.
Linda umreißt die 'Talentherausforderung', wie sie die Anspannung auf dem Arbeitsmarkt nennt. Wir können den Ersatzbedarf, der u. a. auf die alternde Bevölkerung zurückzuführen ist, recht gut berechnen. Außerdem können wir auch den Erweiterungsbedarf einschätzen. Wenn man beides zusammenzählt, werden im Jahr 2035 in Twente etwa 40.000 Arbeitskräfte fehlen. Vierzigtausend! Wenn man sich das vor Augen führt, stehen wir vor enormen Herausforderungen. Einerseits wird dies teilweise durch technologische Entwicklungen wie Digitalisierung und Automatisierung gelöst. Man kann auch nicht vollständig vorhersagen, was auf uns zukommen wird. Aber diese Zahlen zeigen, dass die Aufgabe riesig ist und, dass wir den Arbeitsmarkt anders betrachten müssen.

Ölpest
Experten warnen schon seit Jahren vor den negativen Auswirkungen der Überalterung. Linda: "Mit anderen Worten: Die Arbeit, die es gibt, muss von immer weniger Menschen erledigt werden. Und Arbeit gibt es im Überfluss. Die Überalterung ist nichts Neues: Wir wissen schon seit Jahren, dass die Bevölkerung immer älter wird. Aber in Twente ist die Überalterung etwas höher, als im Landesdurchschnitt. Und wo früher Personalmangel in den 'traditionellen' Mangelberufen wie IT auftrat, breitet er sich jetzt wie ein Ölteppich über alle Sektoren aus.

Ein Gefühl der Dringlichkeit
Kurzum: Es gibt viel zu tun, auch für den Vorstand von Twente und für Linda. „Welche Knöpfe können wir fester drücken und welche blinden Flecken gibt es noch?", fragt sie sich laut. „Generell denke ich, dass dieses Gefühl der Dringlichkeit jetzt sehr wichtig ist. Nicht jeder bemerkt bereits viele dieser Engpässe. Natürlich, im Gesundheitswesen und in der Kinderbetreuung zum Beispiel, ist es schon sehr unangenehm. Aber die Pflegeeinrichtungen schaffen es in der Regel immer noch, Leute anzuwerben. Aber auch dort hängt die Aufgabe wie eine dunkle Wolke über den Unternehmen. Im Vorstand von Twente befassen wir uns derzeit intensiv mit Entwicklungsfragen, worauf sollten wir uns also konzentrieren, auf welche Berufe? Schauen Sie sich zum Beispiel die sozialen Themen an, wie die Innovation im Gesundheitswesen. Haben wir dafür genügend ausgebildete Leute, oder brauchen wir mehr Ausbildung? Mit Schulabgängern allein kommt man da nicht hin, denn es gibt immer weniger davon. Wir investieren aktiv in Weiterbildungs- und Umschulungsprojekte, wie zum Beispiel den Twents Fonds voor Vakmanschap. In der zweiten Runde des Twents-Fonds wurde nun festgelegt, dass 75% der Umschulungsgutscheine an Mangelberufe in den Bereichen Technik, IT und Pflege gehen sollen. Ein Schwerpunkt auf Technologie in der Grundschulbildung ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus können Automatisierung, Digitalisierung und Robotisierung den Fachkräftemangel natürlich verringern. Das Gleiche gilt für eine aktivere Beschäftigung von Menschen ohne Qualifikation. Aber mit all den oben genannten Dingen sind wir noch lange nicht am Ziel, wir brauchen einfach noch mehr Talente.“

Internationale Mitarbeiter
Auf jeden Fall bekommt Twente die neuen Talente nicht aus unseren Nachbarregionen, denn dort herrscht der gleiche Mangel. Linda: "Es sei denn, es handelt sich um sogenannte 'Hunkertukkers'. Das sind Menschen aus Twente, die derzeit anderswo wohnen, aber gerne nach Twente zurückkehren würden. Darauf zielen unsere Kampagnen aktiv ab.
Die Schlussfolgerung lautet weiter: „Wir müssen viel aktiver über die Grenze schauen. Wir sind gerade dabei zu eruieren, welche Länder und Regionen eine ähnliche Kultur und Arbeitskultur haben wie Twente. Dort wollen wir aktiver rekrutieren. Ein weiteres bekanntes Phänomen ist, dass viele (kleinere) Unternehmen in Twente noch nicht offen für internationale Talente sind. An der Kaffeemaschine Englisch zu sprechen, ist da noch eine Brücke zu weit. Aber Sie können sich vorstellen in einen Crashkurs in Niederländisch für ihre internationalen Mitarbeiter zu investieren. Wir versuchen, mit Hilfe der Expat-Center-Ostniederlande-Bewegung in diese Sache zu bringen. Wir arbeiten auch an Botschafterprogrammen für die derzeitigen internationalen Mitarbeiter in Twente. Wenn es zum Beispiel eine Gruppe griechischer Mitarbeiter bei Thales gibt, können diese eine aktive Rolle bei der Anwerbung in ihrem Heimatland spielen. Wir führen derzeit ein Pilotprojekt mit dem Titel Happy to be in Twente durch. Dabei handelt es sich um eine Kampagne, bei der internationale Mitarbeiter in Twente das Gesicht sind. Wir haben zwölf angeschlossene Botschafterunternehmen, die selbst viele Ausländer beschäftigen. Darunter sind große Unternehmen wie Demcon, Voortman Steel und VDL, aber auch kleinere Unternehmen wie Sigmax und NX Filtration. Wir finden gut zueinander und arbeiten in dringenden Fällen zusammen, das ist sehr schön.“

Internationale Studenten
Aber es gibt auch aktuelle Entwicklungen, die Linda sehr enttäuschen: „Die mögliche Bremse bei der Anwerbung internationaler Studenten und die mangelnde Aufmerksamkeit in Den Haag für Randregionen. In Twente brauchen wir dringend internationale Studenten. Es ist unverständlich, dass Probleme aus der Peripherie auf diese Region projiziert werden. Die Universität Twente und Saxion nehmen sie mit offenen Armen auf. Es gibt Platz in den Hörsälen und es gibt Unterkünfte. Das Tolle ist, wie gut wir uns bei diesem Thema zu finden wissen. Gemeinsam mit allen Partnern innerhalb des Twenter Boards haben wir eine klare Stimme in dieser Diskussion und haben eine Erklärung gegenüber der Regierung abgegeben. Wir brauchen dieses Miteinander und diese Verbindung, und wir müssen weitsichtig sein. Letztlich liegt die Zukunft von Twente zum Teil in den Händen internationaler Talente, ob wir das wollen oder nicht.

Malvern Panalytical macht sich internationale Talente zu eigen
Ein bemerkenswertes Beispiel für ein Unternehmen aus Twente, das sich ganz der Internationalisierung verschrieben hat, ist Malvern Panalytical. Das Hightech-Unternehmen aus Almelo ist ein Weltmarktführer in seinem Bereich und arbeitet mit namhaften Kunden zusammen. Zu seinen Kunden zählen Shell, Samsung, Apple und Unilever. Malvern Panalytical ist ständig auf der Suche nach Talenten und findet sie oft im Ausland. Das Expat Center Ostniederlande (ECEN) hilft neuen Mitarbeitern, ein Zuhause in Twente zu finden. HR Business Partner Maaike Plomp spricht darüber.

Maaike: „Wir können den Mangel an technischen Berufen nicht mit Niederländern beheben. In bestimmten Abteilungen, wie z. B. in unserem Anwendungslabor, sind drei Viertel der Belegschaft international. Das ist sehr schön und sehr vielfältig, obwohl die Anwerbung ausländischer Talente natürlich auch zusätzliche Herausforderungen mit sich bringt. Wenn wir einen ausländischen Kollegen anwerben und die Vertragsverhandlungen abgeschlossen sind, erhalten wir Hilfe vom ECEN. Sie helfen unseren Kollegen bei so ziemlich allem, was mit dem Aufbau eines Arbeitslebens hier zu tun hat. Denken Sie an eine Arbeitserlaubnis, ein Visum, eine vorübergehende oder dauerhafte Wohnung, Steuerfragen, Beratung über die Schulbildung der Kinder, was auch immer".

Familie kommt rüber
Inzwischen gibt es viele Erfolgsbeispiele von Maaikes Kollegen, die in Twente ein Zuhause gefunden haben. Ich hatte vor kurzem Kontakt zu einem Kollegen, der letzten Sommer aus der Türkei kam. Er hat inzwischen seine Familie nachgeholt und ist gerade in eine feste Wohnung gezogen. Bei unseren technischen Stellenausschreibungen sind manchmal nur zehn bis zwanzig Prozent der Bewerber Niederländer. Der Rest kommt aus anderen europäischen Ländern und oft auch darüber hinaus. Wir haben uns also daran gewöhnt, und es wäre schön, wenn es im Rest der Region ähnlich wäre.