... und der Grenzregion auf eine höhere Ebene. Ausbildung ist dabei eins der Themen, bei dem das Bündnis immer konkreter wird. Auf welche Weise? Das erläutern Barbara Verbeek und Peter Schildkamp von der Gemeinde Enschede.
Internationalisierung ist ein Wort, das das Herz von Senior Bildungsberaterin Barbara Verbeek schneller klopfen lässt. Sie ist bereits seit 18 Jahren in verschiedenen Funktionen bei der Gemeinde Enschede tätig. Seit fünf Jahren liegt ihr Fokus auf der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit in ihrem Fachbereich, der Bildung. Sie ist Projektleiterin der „Euregionalen Bildungskette”, des EDL-Projekts (Euregionale doorlopende leerlijn), das unter anderem mit Fördermitteln der Regio-Deal-Investitionen und des Twente Board finanziert wurde.
Wertzuwachs
Verbeek: „Euregionale Bildung bedeutet, dass Kinder und Jugendliche, die in der Euregio wohnen, die Sprache und Kultur des Nachbarlands kennenlernen. Allerlei Grund- und Sekundarschulen sowie Berufs- und Hochschulen auf beiden Seiten der Grenze haben Initiativen zur euregionalen Bildung ins Leben gerufen. So organisieren Grundschulen beispielsweise Austauschprogramme mit Schulen im Nachbarland, hat die Saxion Hochschule eine euregionale Strategie entwickelt und auch die Kunstakademie AKI sowie die Universität Twente haben mittlerweile viele deutsche Studenten. Aktuell konzentrieren wir uns vor allem auf die gegenseitigen Kontakte. Ein wachsendes Netzwerk von Ausbildungspartnern, Behörden, Unternehmen und Wirtschaftsverbänden an beiden Seiten der Grenze ist dabei von Bedeutung. So können Unternehmen beispielsweise angeben, welche Aspekte sie bei der grenzüberschreitenden Arbeit für wichtig halten, sodass die Ausbildungseinrichtungen gezielt darauf hinarbeiten können. Das geht wesentlich tiefer als ein kleines Gespräch beim Kaffeeautomaten in der betreffenden Landesprache führen zu können. Ein konkretes Resultat dieser Initiative ist, dass bei der Saxion momentan ein Kompetenzzentrum rund um diese Euregionale Bildungskette eingerichtet wird. Alles zum Thema Bildung fließt hier zusammen. Denken Sie dabei an Austauschprogramme, Praktika an beiden Seiten der Grenze und noch viel mehr. Bei den Studenten ist das Interesse hierfür groß. Sie erkennen immer öfter, dass interkulturelles Arbeiten einen großen Wertzuwachs für die persönliche Entwicklung mit sich bringt.”
Grundschulen
Die Bildungskette beginnt schon in den Grundschulen. Barbara Verbeek: „Das mag manchem früh erscheinen, aber es bringt viele Vorteile. Es gibt immer mehr Grundschulen in Enschede, die eine Partnerschule im deutschen Grenzgebiet finden, und das Gleiche gilt auch anders herum. Die Schulen organisieren Austauschprojekte, aber lernen beispielsweise auch gemeinschaftlich, wie man programmiert – eine erste Erkundung, die zeigt, wie es ist, gemeinsam zu arbeiten und voneinander zu lernen. Ich bin davon überzeugt, dass Kenntnisse über die Kultur des Nachbarlands für den Rest des Lebens nützlich sind, egal mit welchem Land letztendlich zusammengearbeitet wird. Wenn wir mit dem EDL-Projekt Jugendlichen in unserer Region die Chance geben können, an beiden Seiten der Grenze zu arbeiten und damit ihren Horizont zu erweitern, dann haben wir ein schönes Resultat erzielt.”
Praktika
Barbara Verbeek arbeitet intensiv mit ihrem Kollegen Peter Schildkamp zusammen, der bei der Gemeinde Enschede die Initiative für das Projekt GrensWerk ergriff. Dies ist ein Partnerschaftsprojekt, bei dem die Gemeinde Enschede, die Arbeitsagentur Coesfeld, Werkplein Twente, das Arbeitsamt UWV und die Euregio zusammenarbeiten. GrensWerk hat sich zum Ziel gesetzt, den Arbeitsmarkt in der Euregio so gut wie möglich als eine Einheit funktionieren zu lassen. Das Büro unterstützt Arbeitnehmer und Arbeitgeber dabei, maximal von den Möglichkeiten zu profitieren, die eine grenzüberschreitende Arbeitsregion bietet. In der letzten Zeit hat sich Peter Schildkamps Fokus immer mehr auf Praktika jenseits der Grenze verlegt. Peter Schildkamp: „Bei GrensWerk nahm die Nachfrage von Hoch- und Berufsschulen um Unterstützung beim Einrichten und Finden von Praktikumsstellen beständig zu. Darum beschlossen wir, hierauf einzugehen. Ein treffendes Beispiel ist die Zusammenarbeit mit SMEOT in Hengelo, einer Berufsfachschule für Metalltechnik, Mechatronik und Elektrotechnik. Wir betreuen die Schüler, die ein Praktikum in Deutschland machen. Das beginnt bereits beim ersten Kontakt zwischen den Dozenten von SMEOT und ähnlichen Fachschulen im deutschen Grenzgebiet. Wir bieten Unterstützung und Anregung, aber letztendlich müssen sie es selber in die Hand nehmen.”
Schnupperpraktika
In einem anderen Projekt richtet sich Peter Schildkamp mit Schnupperpraktika an Gymnasiumschüler. „In Deutschland ist es üblich, dass diese Schüler, wenn sie ungefähr 16 Jahre alt sind, so ein Schnupperpraktikum machen und danach eine Wahl für ihre weitere Ausbildung treffen. Für viele Organisationen in Twente war dies eine heikle Frage. Das Schnupperpraktikum dauert nur zwei Wochen und erfordert darum intensive Betreuung und viel Aufmerksamkeit. Darum haben wir es umgesetzt in Betriebsbesuche. Die Gemeinde Enschede ist selber einer der Teilnehmer und auch das Interesse von Unternehmen ist groß. Wir organisieren in diesem Zusammenhang allerlei zusätzliche Aktivitäten, wie beispielsweise ein Rahmenprogramm im Fußballstadion Grolsch Veste oder einen Aufenthalt in einer Gastfamilie. Die Bedeutung für die Region liegt auf der Hand. Wir hoffen, dass sich einige der Schüler für ein Studium an der Saxion Hochschule oder der Universität Twente entscheiden und anschließend vielleicht auch für einen Arbeitsplatz in Twente.“
Kontakt
Möchten Sie mehr zum EDL-Projekt erfahren?
Nehmen Sie dann Kontakt auf mit Projektleiterin Barbara Verbeek: b.verbeek@enschede.nl
Möchten Sie wissen, was GrensWerk für Sie oder Ihr Unternehmen bedeuten kann?
Nehmen Sie dann Kontakt auf mit GrensWerk: www.grenswerk.eu
Möchten Sie mehr über die Aktivitäten der Gemeinde Enschede im Rahmen der deutsch-niederländischen Zusammenarbeit und in der Euregio wissen?
Erfahren Sie mehr unter www.enschede.nl/duitsland